Wenn man bedenkt, dass unsere Busfahrt
nach Buenaventura eigentlich zwei Stunden dauern sollte und nicht
fünf, weil wir mitten in den Bergen im Stau standen, oder die
Bootsfahrt auf unsere Trauminsel anderthalb Stunden später losging
als geplant und wir nach fünf Minuten schon wieder umgedreht sind,
weil das Böötchen überladen war, oder unser Hotel statt aus
weichen Betten und einer gemütlichen Wohnung aus einer steinharten
Holzpritsche, und die Hütte nur aus Wellblech bestand, könnte man
meinen, der Urlaub am Pazifik sei vielleicht nur ein Abenteuer, aber
keine Erholung gewesen.
Doch dann stelle Dir vor, du stehst
direkt an der Küste des Pazifiks im Sonnenuntergang und beobachtest
wunderschöne, bunte Vögel mit langen, bunten Schnäbeln, die in
den Palmen nach Futter suchen und plötzlich kommt der Mann vom
„Hotel“, um uns mit extra für uns gepflückten Kokosnüssen zu
überraschen. Er macht sie uns mit der Majete zurecht und dann stehen
wir da, trinken unsere Kokosnüsse, schauen uns das wilde Meer an und
sehen seit langem mal wieder einen Sonnenuntergang am Horizont. Rot,
orangene Farben spiegeln sich in den Wellen wieder, es hat etwas
beruhigendes, entspanntes , erholsames, aber es schwingt auch das
Gefühl von Unsicherheit mit. Die Wellen schlagen gegen die Felsen
und die Brandung rauscht laut.
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Luis, Ornella, Erica, Nora, Luis, Jana, Alicia, Sophia |
Doch wir haben natürlich auch viel
erlebt, so viel, dass ich wohl gar nicht alles hier erzählen kann.
Am Freitag nach unserer Ankunft haben wir fünf uns, Ornella, Jana,
Nora und unser kolumbianischer Freund Luis, auf den Weg zu einem
Strand gemacht, diesmal zu Fuß und nicht mit einer Art Auto, das
auch ein Abenteuer für sich ist. Wir haben gebadet, bis es dunkel
wurde und einfach mal die Stille genossen, die es so in Cali nie
gibt. Am Samstag haben wir dann eine Kajakfahrt gemacht. Es ging am
Ufer des Pazifiks entlang, manchmal haben wir Pausen in kleinen
Buchten gemacht, in denen es kleine Wasserfälle gibt oder sind
einfach mitsamt Schwimmweste ins Wasser gesprungen.
Auf dem Rückweg sind wir noch in einen
Fluss hinein gepaddelt, mitten in den Urwald rein. Wir haben ein
Faultier gesehen, das sein Junges im Arm hielt und mit ihm ganz
langsam und leise den Baumstamm hochgeklettert ist, in der Hoffnung,
wir würden es nicht sehen. Auch haben wir noch ein Leguan gesehen,
ein quitschgrünes Reptil, das auf einem Ast saß. Was dann kam, war
für uns alle erst mal sehr erschreckend, aber irgendwann nur noch
lustig. Unsere Guide, der mit uns gekommen ist, hat sich auf sein
Kajak gestellt und wollte tatsächlich den Leguan fangen. Mit einem
Hechtsprung landete er über Kopf im Wasser, aber das Tierchen war
natürlich schneller. So ging das eine ganze Weile, leider ohne
Erfolg.
Nach einem weiteren Urwaldbad ging es
dann wieder nach Hause. Und nochmal haben wir gebadet, denn es war
ein unglaublich heißer Tag, aber Luis meinte, es sei kein guter Ort,
um zu baden, denn es gibt Strömungen und oft passieren hier schlimme
Unfälle.
Alicia, Amanda, Sophia, Erica, Luis,Ornella, Luis, Jana |
Am nächsten Tag wollten wir uns gerade
auf den Weg zu einem Ausflug mit einem Boot auf eine andere Insel
machen, denn da gibt es einen großen Wasserfall, wo es sehr schön
ist. Die Frau vom Hotel hat gefragt, was wir denn heute vorhätten,
und als wir ihr von unseren Plänen erzählten meinte sie, dass sie
selber dort noch nie gewesen seien. Wir luden sie und ihre drei
Kinder Luis, Alicia und Erica ein, mitzukommen und das war eine Idee,
die wir nie bereuen würden.
Wir badeten mitten an einem riesigen
Wasserfall im Urwald und verbrachten den ganzen Abend bei der
Familie, um mit ihnen zu feiern, denn es war ein ganz besonderer Tag:
Ornellas Geburtstag! Wir erlebten Kolumbien von einer ganz anderen
Seite. Erica und Amanda, die Mutter, sangen Lieder im Stil der Musica
Pacífica, die einen ganz anderen Rhythmus hat als der Calienkische
Salsarhythmus,. Die Menschen sind sehr gläubig hier, sodass Amanda
ein langes, sehr inniges Gebet für Ornella gesprochen hat. Ein
Geschenk, dass wir das kennenlernen durften, auch, wenn es fast ein
bisschen missionarisch für uns war. Aber auch das gehört hier zu
diesem komplett abgeschiedenen, vergessenen Leben. Ob die
Halbinsulaner wohl schon mal ein anderes Leben außerhalb von diesem
verträumten und doch so wunderschönen Ort gesehen haben?
Für mich war es bisher der
aufregendste, erholsamste und beeindruckendste Urlaub, den ich seit
langem erleben durfte. Besonders mit meinen Zimmerschwestern und
Luis, die mir alle so schrecklich ans Herz gewachsen sind und die ich
schon vermisse, wenn sie einen Tag mal nicht da sind. Danke.
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