Sonntag, 16. November 2014

Unser erster Urlaub am Pacífico (31.10.-3.11)

Wenn man bedenkt, dass unsere Busfahrt nach Buenaventura eigentlich zwei Stunden dauern sollte und nicht fünf, weil wir mitten in den Bergen im Stau standen, oder die Bootsfahrt auf unsere Trauminsel anderthalb Stunden später losging als geplant und wir nach fünf Minuten schon wieder umgedreht sind, weil das Böötchen überladen war, oder unser Hotel statt aus weichen Betten und einer gemütlichen Wohnung aus einer steinharten Holzpritsche, und die Hütte nur aus Wellblech bestand, könnte man meinen, der Urlaub am Pazifik sei vielleicht nur ein Abenteuer, aber keine Erholung gewesen.
Doch dann stelle Dir vor, du stehst direkt an der Küste des Pazifiks im Sonnenuntergang und beobachtest wunderschöne, bunte Vögel mit langen, bunten Schnäbeln, die in den Palmen nach Futter suchen und plötzlich kommt der Mann vom „Hotel“, um uns mit extra für uns gepflückten Kokosnüssen zu überraschen. Er macht sie uns mit der Majete zurecht und dann stehen wir da, trinken unsere Kokosnüsse, schauen uns das wilde Meer an und sehen seit langem mal wieder einen Sonnenuntergang am Horizont. Rot, orangene Farben spiegeln sich in den Wellen wieder, es hat etwas beruhigendes, entspanntes , erholsames, aber es schwingt auch das Gefühl von Unsicherheit mit. Die Wellen schlagen gegen die Felsen und die Brandung rauscht laut.

Luis, Ornella, Erica, Nora, Luis, Jana, Alicia, Sophia
Doch wir haben natürlich auch viel erlebt, so viel, dass ich wohl gar nicht alles hier erzählen kann. Am Freitag nach unserer Ankunft haben wir fünf uns, Ornella, Jana, Nora und unser kolumbianischer Freund Luis, auf den Weg zu einem Strand gemacht, diesmal zu Fuß und nicht mit einer Art Auto, das auch ein Abenteuer für sich ist. Wir haben gebadet, bis es dunkel wurde und einfach mal die Stille genossen, die es so in Cali nie gibt. Am Samstag haben wir dann eine Kajakfahrt gemacht. Es ging am Ufer des Pazifiks entlang, manchmal haben wir Pausen in kleinen Buchten gemacht, in denen es kleine Wasserfälle gibt oder sind einfach mitsamt Schwimmweste ins Wasser gesprungen.
Auf dem Rückweg sind wir noch in einen Fluss hinein gepaddelt, mitten in den Urwald rein. Wir haben ein Faultier gesehen, das sein Junges im Arm hielt und mit ihm ganz langsam und leise den Baumstamm hochgeklettert ist, in der Hoffnung, wir würden es nicht sehen. Auch haben wir noch ein Leguan gesehen, ein quitschgrünes Reptil, das auf einem Ast saß. Was dann kam, war für uns alle erst mal sehr erschreckend, aber irgendwann nur noch lustig. Unsere Guide, der mit uns gekommen ist, hat sich auf sein Kajak gestellt und wollte tatsächlich den Leguan fangen. Mit einem Hechtsprung landete er über Kopf im Wasser, aber das Tierchen war natürlich schneller. So ging das eine ganze Weile, leider ohne Erfolg.
Nach einem weiteren Urwaldbad ging es dann wieder nach Hause. Und nochmal haben wir gebadet, denn es war ein unglaublich heißer Tag, aber Luis meinte, es sei kein guter Ort, um zu baden, denn es gibt Strömungen und oft passieren hier schlimme Unfälle.

Alicia, Amanda, Sophia, Erica, Luis,Ornella, Luis, Jana




Am nächsten Tag wollten wir uns gerade auf den Weg zu einem Ausflug mit einem Boot auf eine andere Insel machen, denn da gibt es einen großen Wasserfall, wo es sehr schön ist. Die Frau vom Hotel hat gefragt, was wir denn heute vorhätten, und als wir ihr von unseren Plänen erzählten meinte sie, dass sie selber dort noch nie gewesen seien. Wir luden sie und ihre drei Kinder Luis, Alicia und Erica ein, mitzukommen und das war eine Idee, die wir nie bereuen würden. 
Wir badeten mitten an einem riesigen Wasserfall im Urwald und verbrachten den ganzen Abend bei der Familie, um mit ihnen zu feiern, denn es war ein ganz besonderer Tag: Ornellas Geburtstag! Wir erlebten Kolumbien von einer ganz anderen Seite. Erica und Amanda, die Mutter, sangen Lieder im Stil der Musica Pacífica, die einen ganz anderen Rhythmus hat als der Calienkische Salsarhythmus,. Die Menschen sind sehr gläubig hier, sodass Amanda ein langes, sehr inniges Gebet für Ornella gesprochen hat. Ein Geschenk, dass wir das kennenlernen durften, auch, wenn es fast ein bisschen missionarisch für uns war. Aber auch das gehört hier zu diesem komplett abgeschiedenen, vergessenen Leben. Ob die Halbinsulaner wohl schon mal ein anderes Leben außerhalb von diesem verträumten und doch so wunderschönen Ort gesehen haben?
Für mich war es bisher der aufregendste, erholsamste und beeindruckendste Urlaub, den ich seit langem erleben durfte. Besonders mit meinen Zimmerschwestern und Luis, die mir alle so schrecklich ans Herz gewachsen sind und die ich schon vermisse, wenn sie einen Tag mal nicht da sind. Danke.

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