Samstag, 14. Februar 2015

Weihnachten mit Salsaklängen

Wir kennen Weihnachten als das Fest der Familie, Ruhe kehrt ein, man singt Weihnachtslieder und jeder freut sich nach den vielen Keksen auf das traditionelle Weihnachtsessen. Nora und ich waren zu diesem besonderen Fest bei unserem Freund Luis eingeladen und waren ziemlich gespannt, welche Stimmung und welche Traditionen uns hier erwarten würden.
Zwischen dem 16. und 24. findet jeden Tag eine Novena statt, ein Beisammensein mit der ganzen Familie, um immer einen Teil der Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Es wird gebetet und die traditionellen Lieder gesungen, „ven a nuestras almas, ven no tardes tanto...“. „Komm in unsere Seelen, komm nicht so spät“.  
Die Novenas finden an den neun Tagen vor Weihnachten statt, weil damit an die neun Schwangerschaftsmonate der Jungfrau Maria gedacht wird. An einer dieser Novenas habe ich bei Luis und seiner Familie auch teilgenommen und auf zwei haben wir als Freiwilligengruppe in einem Kaufhaus gesungen. Ein Teil davon ist auf dem Adventskalendervideo vom 24.12.14 zu sehen (Spendenadventskalender-Blog mit vielen spannenden Geschichten, Fotos und Videos, das Passwort gibt es bei mir).
Als wir nun bei der Familie ankamen, erwartete uns ein Fest mit Salsamusik, zu der die ganze, große Familie mitgesungen hat, während alle Weihnachtsreis, Fleisch, Obstsalate und unsere selbst zubereiteten Salate und deutsche Leckereien genossen haben. Der traditionelle Weihnachtsreis ist zwar salzig, aber mit Panela (zubereiteter, brauner Zucker) gewürzt. Es wurde wieder gebetet und so langsam verstehen wir auch die selten benutzen Weihnachtsvokabeln wie zum Beispiel „Belen“ (Bethlehem). Von anderen Freiwilligen habe ich gehört, dass sie bei ihren Mentoren der Einsatzstelle oder von anderen Freunden eingeladen worden sind und zum Teil ein Fest gefeiert haben, das eher an Silvester erinnert hat. Es fanden Feiern mit Unmengen an Alkohol statt, zu denen ausgiebig Reggaeton getanzt wurde.
Unser Gasharn, der uns für ein paar Tage abgeschaltet wurde, weil wir nicht rechtzeitig die Rechnung bezahlt haben, wurde erst am Tag vor Heiligabend wieder aufgedreht, sodass wir alle auf die Schnelle noch Plätzchen, Zimtschnecken oder andere Leckereien zum Mitbringen zaubern wollten. Mit 30 Menschen in einer Küche mit zwei Öfen, jedoch nur einem Blech, ist das ein Stress, den ich so in Deutschland an Weihnachten vorher kaum erlebt hatte.
Die Stimmung am heiligen Abend war schön, sehr locker und entspannt, und wir haben uns alle sehr wohlgefühlt, obwohl immer noch nicht die gewohnte Weihnachtsstimmung aufkam, die wir uns vorher ein bisschen versucht haben aufzuzwingen. In unserem WG.-zimmer hatten wir eine Lichterkette, die sogar blinken konnte, aufgehängt, und natürlich habe ich auch Transparentpapiersterne für das Fenster gebastelt. Oft wurde ich gefragt, ob ich nicht das gewohnte Weihnachten in Deutschland vermisse, aber das kann ich nicht behaupten. Ich bin froh, dass es das Fest, so wie es ist, gibt, und ich es so kennenlernen durfte. Für mich ist es spannend zu sehen, wie wichtig Weihnachten hier ebenfalls ist. Ein bisschen überrascht war ich über den Kunstschnee im dauerhaft warmen Cali, der in allen Schaufenstern zu sehen war.
Gleich am Tag nach Weihnachten fing dann die Feria de Cali an, vielleicht das größte Fest Calis überhaupt. Es gab Unmengen an Konzerten, auf denen Salsa oder Bachata getanzt wurde. Jegliche Caleña-Spezialitäten (typische Leckereien aus Cali) wurden an allen Ecken verkauft und eine ganze Stadt war für ein Woche komplett im Feria-Modus. Es gab Umzüge mit riesigen Wägen, auf denen professionelle Tänzer Salsa getanzt, oder bekannte Bands gespielt haben.
All die Farben, die Tänze und die Musik formten zusammen eine unbeschreibliche und fröhliche Atmosphäre, die Cali einen besonderen Glanz verliehen hat. Immer wieder würde ich wieder kommen, um das noch einmal erleben zu dürfen.



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