Wir kennen Weihnachten als das Fest der
Familie, Ruhe kehrt ein, man singt Weihnachtslieder und jeder freut
sich nach den vielen Keksen auf das traditionelle Weihnachtsessen.
Nora und ich waren zu diesem besonderen Fest bei unserem Freund Luis
eingeladen und waren ziemlich gespannt, welche Stimmung und welche
Traditionen uns hier erwarten würden.
Zwischen dem 16. und 24. findet jeden
Tag eine Novena statt, ein Beisammensein mit der ganzen Familie, um
immer einen Teil der Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Es wird gebetet
und die traditionellen Lieder gesungen, „ven a nuestras almas, ven
no tardes tanto...“. „Komm in unsere Seelen, komm nicht so spät“.
Die Novenas
finden an den neun Tagen vor Weihnachten statt, weil damit an die
neun Schwangerschaftsmonate der Jungfrau Maria gedacht wird. An einer
dieser Novenas habe ich bei Luis und seiner Familie auch teilgenommen
und auf zwei haben wir als Freiwilligengruppe in einem Kaufhaus
gesungen. Ein Teil davon ist auf dem Adventskalendervideo vom
24.12.14 zu sehen (Spendenadventskalender-Blog mit vielen spannenden
Geschichten, Fotos und Videos, das Passwort gibt es bei mir).
Als wir nun bei
der Familie ankamen, erwartete uns ein Fest mit Salsamusik, zu der
die ganze, große Familie mitgesungen hat, während alle
Weihnachtsreis, Fleisch, Obstsalate und unsere selbst zubereiteten
Salate und deutsche Leckereien genossen haben. Der traditionelle
Weihnachtsreis ist zwar salzig, aber mit Panela (zubereiteter,
brauner Zucker) gewürzt. Es wurde wieder gebetet und so langsam
verstehen wir auch die selten benutzen Weihnachtsvokabeln wie zum
Beispiel „Belen“ (Bethlehem). Von anderen Freiwilligen habe ich
gehört, dass sie bei ihren Mentoren der Einsatzstelle oder von
anderen Freunden eingeladen worden sind und zum Teil ein Fest
gefeiert haben, das eher an Silvester erinnert hat. Es fanden Feiern
mit Unmengen an Alkohol statt, zu denen ausgiebig Reggaeton getanzt
wurde.
Unser Gasharn,
der uns für ein paar Tage abgeschaltet wurde, weil wir nicht
rechtzeitig die Rechnung bezahlt haben, wurde erst am Tag vor
Heiligabend wieder aufgedreht, sodass wir alle auf die Schnelle noch
Plätzchen, Zimtschnecken oder andere Leckereien zum Mitbringen
zaubern wollten. Mit 30 Menschen in einer Küche mit zwei Öfen,
jedoch nur einem Blech, ist das ein Stress, den ich so in Deutschland
an Weihnachten vorher kaum erlebt hatte.
Die Stimmung am
heiligen Abend war schön, sehr locker und entspannt, und wir haben
uns alle sehr wohlgefühlt, obwohl immer noch nicht die gewohnte
Weihnachtsstimmung aufkam, die wir uns vorher ein bisschen versucht
haben aufzuzwingen. In unserem WG.-zimmer hatten wir eine
Lichterkette, die sogar blinken konnte, aufgehängt, und natürlich
habe ich auch Transparentpapiersterne für das Fenster gebastelt. Oft
wurde ich gefragt, ob ich nicht das gewohnte Weihnachten in
Deutschland vermisse, aber das kann ich nicht behaupten. Ich bin
froh, dass es das Fest, so wie es ist, gibt, und ich es so
kennenlernen durfte. Für mich ist es spannend zu sehen, wie wichtig
Weihnachten hier ebenfalls ist. Ein bisschen überrascht war ich über
den Kunstschnee im dauerhaft warmen Cali, der in allen Schaufenstern
zu sehen war.
Gleich
am Tag nach Weihnachten fing dann die Feria de Cali an, vielleicht
das größte Fest Calis überhaupt. Es gab Unmengen an Konzerten, auf
denen Salsa oder Bachata getanzt wurde. Jegliche Caleña-Spezialitäten
(typische Leckereien aus Cali) wurden an allen Ecken verkauft und
eine ganze Stadt war für ein Woche komplett im Feria-Modus.
Es gab Umzüge mit riesigen Wägen, auf denen professionelle Tänzer
Salsa getanzt, oder bekannte Bands gespielt haben.
All
die Farben, die Tänze und die Musik formten zusammen eine
unbeschreibliche und fröhliche Atmosphäre, die Cali einen
besonderen Glanz verliehen hat. Immer wieder würde ich wieder
kommen, um das noch einmal erleben zu dürfen.
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