(Lichter und Schatten des Karneval, Germán Zaruma, im Artikel „Die Kunsthandwerker“ von Carlos Riascos Erazo)
Zu Beginn des neuen Jahres 2015 haben wir einen fünftägigen Ausflug in die kleine Andenstadt Pasto gemacht, die ganz in der Nähe von Ecuador liegt. Dort findet jedes Jahr ein ganz besonderes Ereignis statt, nicht nur, weil es ein Riesenspaß für alle ist, sondern weil der „Carnaval de Negros y Blancos“ (Karneval der Schwarzen und Weißen) eine besondere Bedeutung für die Verständigung zwischen allen verschiedenen Kulturen hat, die sich hier in Kolumbien über die Jahrhunderte gesammelt und vermischt haben. Dazu zählen nicht nur die Spanier, die Ende des 15.Jahrhunderts Kolumbien eroberten, sondern auch die Afrikaner, die zum Teil als Sklaven über den Karibikhafen in Cartagena nach Kolumbien gelangt sind. Nicht zu vergessen sind die ursprünglichen Kulturen, die die indigenen Völker, also die Ureinwohner Kolumbiens, schon vor allen kulturellen Einflüssen von außen gelebt haben.
Ursprünglich war das Ereignis ein Ritual der indigenen Dorfbevölkerung, damit der Gott des Mondes ihre Felder beschütze. Doch mit dem Einfluss der Spanier und der Schwarzen wurde das Fest mit der Zeit zu einem Karneval, der ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen soll.
Am 28. Dezember beginnt der Karneval mit einem Vorkarneval, bei dem es darum geht, alle Menschen so nass wie möglich zu machen. Am Kinderkarneval am 3.Januar findet ein Umzug für Kinder statt und am 4.Januar der Umzug der Familie Castañeda, einer Familie, die 1928 zu diesem Karneval einlud und zu deren Ehren man sich heute immer noch verkleidet und schminkt.
Der 5.Januar ist der Tag der Schwarzen, an dem alle sich gegenseitig mit viel schwarzer Farbe anmalen, dasselbe, natürlich mit weißer Farbe, findet dann am Tag danach, am Karneval der Weißen statt. Zusätzlich werden Unmengen an Schaum versprüht, vor dem sich keiner mehr retten kann.
Dazu kommt noch, dass alle sich mit Mehl und Talk einpudern, selbst die kleinen Kinder und die ältere Generation.
Nach unserer 10 stündigen Busfahrt, bei der sich aus Sicherheitsgründen immer eine ganze Kolonne an Bussen sammelt, um gemeinsam das von der Guerilla besetzte Gebirge zu überqueren, haben wir fünf Freiwilligen (Ruth, Magdalena, Daria, Nora und ich) mit Luis, der mit uns nach Pasto gekommen ist, bei einer Familie, die uns zwei Zimmer vermietet hat, gewohnt. Besonders großes Glück hatten wir mit unseren Nachbarn, mit denen wir an mehrern Tagen zusammen zu Konzerten und zu Karnevalsumzügen gegangen sind und mit denen wir eine wunderschöne Zeit hatten.
Dadurch, dass Pasto ein Andendorf ist, gab es viele Konzerte mit traditioneller Musik, das bekannsteste und inzwischen wichtigste Lied für den Karneval in Pasto ist La Guaneña, zu dem andinische Tänze getanzt werden und das auch bei vielen Umzügen während des großen Festes auf traditionellen Instrumenten gespielt wurde.
La Guaneña:
Hier sind zwei Videos von Karnevalsumzügen zu sehen:
Unsere kleine Reise in die kalte Bergstadt Pasto war ein wunderschönes Ereignis, es bleiben Bilder voller Puder und Schaum, aber besonders voller Farben, Tanz und Musik.
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